„Stärkung der Oberschulen – Was tun wir für das Rückgrat unseres Schulsystems?

Zum zweiten Themenabend unserer Veranstaltungsreihe "Sachsen hat ein neues Schulgesetz" begrüßte ich gestern interessierte Gäste im Volkshaus Laubegast. Diesmal stand das Rückgrat unseres Schulsystems, die Oberschulen, im Mittelpunkt der Gesprächsrunde der sieben Dresdner Landtagsabgeordneten. Patrick Schreiber, Vorsitzender des Schulausschusses im Sächsischen Landtag führte kurz in die Thematik ein. 

Gerade in den Großstädten habe sich mit dem Absenken des Zugangskriteriums für die Gymnasien auf einen Notenschnitt von 2,5, die Wahrnehmung verfestigt, dass nur über das Abitur ein guter Lebensweg mit allen Chancen verbunden sei. Mit unserem damaligen Koalitionspartner, der FDP konnten wir 2009 dieses Anliegen der SPD nach 5 Jahren rückgängig machen. Dennoch ließ sich die scheinbare Abwertung des Realschulabschlusses nicht mehr abwenden. Dabei ist er der zentrale Abschluss, um in die Ausbildung und das Berufsleben einzusteigen. Der Ruf der Oberschule hat damit ebenfalls gelitten. Zu Unrecht, da waren sich die Gäste einig. „Wir müssen vor allem in den Köpfen der Menschen etwas bewegen.“ „Aber auch der Entwicklung zu Brennpunktschulen muss aktiv entgegengewirkt werden“, umreißen zwei Teilnehmer die aktuelle Ausgangssituation.

 

Was steckt zur Stärkung der Oberschulen nun im neuen Schulgesetz?

 

Die Entlastung der Lehrer und Unterstützung der Schüler durch Angebote der Jugendhilfe. Die flächendeckende Finanzierung von Schulsozialarbeitern an den Oberschulen und das Landesprogramm Schulsozialarbeit mit insgesamt 30. Mio. Euro wurde von den Praktikern als hilfreiches Instrument gewürdigt. Deutlich wurde aber auch, dass unsere Vorstellungen zum Wirken der Sozialpädagogen auch vor Ort mit Leben gefüllt werden müssen. Eine Evaluierung ist vorgesehen und aus unserer Sicht auch erforderlich. Ebenfalls nachgefragt wurde, wie die zeitnahe Besetzung der Stellen angesichts des allgemeinen Fachkräftemangel sichergestellt werde. Hier sind wir sehr zuversichtlich, denn bis zum 01.08.2018 haben sowohl die freien Träger als auch der Schulträger ausreichend Zeit zur Vorbereitung. Zum anderen sind diese Stellen langfristig gesichert und nicht von der Haushaltslage abhängig. Das sind grundsätzlich attraktive Bedingungen. Vor Ort sind die Akteure natürlich ebenfalls in der Pflicht, gute Rahmenbedingungen zu schaffen.

 

Die Oberschulen bilden die Praxiselite aus, „doch viele Schüler scheinen keine motivierende Zielstellung für den eigenen Berufs- und Lebensweg zu haben“. Diese Einschätzung eines Schulleiters belegt, eine grundsätzliche Beobachtung, der wir mit Praxisberatern gegensteuern. Uns geht es um die individuelle und möglichst frühzeitige Berufsorientierung. Wer weiß, wo er hin will; wem Perspektiven eröffnet werden, der wird motiviert auf einen guten Abschluss hinarbeiten. Nachweislich profitieren die leistungsschwächeren Schüler besonders von der Arbeit der Praxisberater. Der Freistaat Sachsen wird daher ab 2020 Praxisberater an allen Oberschulen finanzieren. Außerdem werden zukünftig die Leitungsgremien der Oberschule durch einen neuen „Fachleiter individuelle Förderung und Berufsorientierung“ gestärkt, um im Vergleich zu den Gymnasien gleiche strukturelle Bedingungen zu schaffen.

 

In der angeregten Diskussion wurden nicht nur konkrete Maßnahmen zur Stärkung der Oberschule und zum Imagewandel erörtert. Auch der aktuelle Lehrermangel, die Lehrerausbildung oder wie grundsätzlich das soziale Klima an unseren Dresdner Schulen verbessert werden kann, wurden thematisiert. Einiges haben die Teilnehmer uns Landtagsabgeordneten ins Hausaufgabenheft geschrieben. Wir werden den Sachverhalten und Vorschlägen nachgehen.

 

Nach der gelungen Auftaktveranstaltung in der letzten Woche zum Thema Inklusion, war dies erneut ein sehr konstruktiver Abend, der Freude auf die anstehenden Termine meiner Kollegen macht. Sie sind herzlich eingeladen!