Das Jahrhunderthochwasser - elf Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser

Wie lang ist eigentlich ein Jahrhundert? Bislang feststehende Antworten kommen angesichts dessen, was Dresden und Sachsen Anfang Juni traf, ins Wanken. Erneut sorgten starke und langanhaltende Regenfälle für bedrohlich steigende Pegel der Elbe und ihrer Zuflüsse im Stadtgebiet. Am Montag (03. Juni) sagten erste Prognosen einen Pegelhöchststand von 8,50 m bis 9,40 m vorher – das hieß Katastrophenalarm für die Stadt und für meine Dresdner Landtagskollegen und mich, dass an einen regulären Parlamentsbetrieb die nächsten Tage nicht zu denken ist. Bereits am Mittag informierten wir uns bei Innenminister Markus Ulbig und Oberbürgermeisterin Helma Orosz, wie die Lage eingeschätzt wird, was Dresden erwartet und was zu tun ist. Dann haben wir selber unser Möglichstes an Hilfe, Unterstützung und Mitarbeit unternommen.

Ich durfte in den ersten Tagen der Hochwasserabwehr ein beeindruckendes Engagement erleben. Vom Hochwasser Betroffene, Dresdner oder extra Angereiste standen Seite an Seite mit Soldaten, Feuerwehrleuten und dem THW. Darunter habe ich viele CDU- und JU-Mitglieder getroffen, die ganz selbstverständlich geholfen haben. Das ist gelebte Solidarität!

 

Herzlichen Dank!

 

Zum Beispiel an die Stadt Plauen für 8.000 leere Sandsäcke, die dort nicht mehr aber in Laubegast dringend benötigt wurden. Ein Anruf meines CDU-Landtagskollegen Frank Heidan und kurzerhand mit dem Auto ins Vogtland um die Säcke abzuholen. Dank beispielsweise an Ralf Kühn, der extra einen Tag Urlaub genommen hat, einen Transporter von seiner Firma in Lauchhammer gestellt bekam und damit Sandsäcke verteilt hat, unter anderem an Bewohner in der Winzerstraße in Loschwitz. Oder exemplarisch an die vielen Helfer in der Sandsackkette an der Viterra Siedlung in Laubegast. Vor dem alten Elbarm konnten wir die Siedlung schützen, vor dem Grundwasser und der Kanalisation leider nicht. 

Überall wo Maßnahmen zum Flutschutz umgesetzt wurden, haben diese auch gewirkt. Die Weißeritz blieb in ihrem Flussbett und die Innenstadt war geschützt. Allerdings bekamen alle Beteiligten sehr deutlich demonstriert, was insbesondere im Dresdner Osten noch alles an Flutschutz notwendig ist. Natürlich waren diesmal die Vorwarnzeiten größer und die Anwohner wussten bei bestimmten Pegelständen, was auf sie zukam, gleichwohl sind die Schäden enorm. Für Laubegast, Zschieren und Zschachwitz gibt es Hochwasserkonzepte. Teilweise müssen sie umgesetzt werden, teilweise werden wir nach dem erneuten Hochwasser binnen kurzer Zeit eine Neubewertung der angestrebten Schutzziele vornehmen müssen.

 

Dies gilt für mich insbesondere für den alten Elbarm. So muss überlegt werden, wie zukünftig verhindert werden kann, dass Laubegast zu einer Insel wird. Zschachwitz drohte Gleiches, wenn nicht der mit vielen freiwilligen Helfern errichtete und gehaltene Sandsackdamm an der Berthold-Haupt-Straße gewesen wäre. Es steht zu befürchten, dass solche Großwetterlagen wohl häufiger eintreten werden, als es den Berechnungen der Wirtschaftlichkeitsprüfungen der Schutzmaßnahmen bisher zugrunde liegt. Eine Neubewertung ist daher dringend geboten. Beim Flutschutz muss die Maxime lauten: Das Interesse Einzelner darf nicht dem Gemeinwohl entgegenstehen. Ich bin froh, dass Oberbürgermeisterin Helma Orosz dies deutlich gemacht hat. Einen hundertprozentigen Schutz wird es nicht geben können, aber die Bürger haben Anspruch auf dem Schadenspotenzial angemessene Maßnahmen.  

 

Eine erste Flut-Bilanz fällt durchaus positiv aus. Natürlich können einzelne Punkte kritisiert werden, beispielsweise die nur unzureichende Versorgung mit Sandsackfüllstationen auf der linkselbigen Seite oder die Schwierigkeit bei der Verteilung von hauptamtlichen und freiwilligen Helfern. Das Hochwasser 2013 hat die Möglichkeiten der Mobilisierung und Koordinierung der Freiwilligen via Internet und sozialen Netzwerken deutlich gemacht. Dies muss zukünftig besser in die Arbeit der Krisenstäbe integriert werden.

 

Insgesamt ist die Flut aber vergleichsweise gut bewältigt worden. Das fängt bei der guten Abstimmung mit Tschechien an. Aber auch vor Ort haben die Krisenstäbe gute Arbeit geleistet. Besonderer Dank und besondere Anerkennung gelten der vor Ort tätigen Verwaltung. Beispielhaft sei hier Ortsamtsleiter Jörg Lämmerhirt genannt, der mit großer Ruhe, aber ebenso großer Entschiedenheit die Rettungs- und Hilfsmaßnahmen in seinem Gebiet koordiniert hat.

 

Nicht nur während der Flut, auch bei der Beseitigung der Schäden ist weniger Bürokratie und Formalismus wünschenswert. So mussten beispielsweise die Mitarbeiter des Freibades Wostra Helfer aufgrund unklarer Versicherungsfragen wieder wegschicken. Gemeinsam mit der JU Dresden haben wir über den Sportstätten- und Bäderbetrieb an zwei Tagen Unrat aus Zäunen und dem Gelände entfernt und erste Reinigungsarbeiten erledigen können, damit das Bad möglichst bald wieder geöffnet werden kann.

 

Anfassen und Helfen war auch in der Laubegaster Kita „Spielkiste“ auf der Donathstraße notwendig. Eltern nahmen es nicht hin, drei Monate auf die Wiedereröffnung zu warten und organisierten die Hilfe selbst. Eltern und Firmen kamen zu Hilfe und am Sonnabend (15. Juni) packte die JU auch mit an – und zwar JU’ler aus Dresden, Leipzig und NRW. Gemeinsam haben wir es geschafft, dass am Nachmittag sämtlicher kontaminierter Sand, Kies und Rindenmulch in die Container geschafft war. Wo die Stadt drei Monate Schließzeit kalkuliert hatte, war binnen weniger Tage alles erledigt und die Kita ist mittlerweile wieder für die Kinder geöffnet. Toll, wenn das mit komplett freiwilliger Hilfe möglich ist.

 

Das Hochwasser 2013 hat deutlich gemacht, wo wir in Dresden Arbeit und Nachholbedarf haben, insbesondere beim Flutschutz. Es hat aber auch gezeigt, wie solidarisch eine Gemeinschaft eine solche Katastrophe durchstehen kann. Das sollte auch Hoffnung für das weitere Miteinander in unserer Stadt geben.