Perspektivwechsel: Ein Tag im Sozialzentrum Prohlis

Pflege ist ihre Berufung und ihr täglich Brot. Einen Tag lang durfte ich im Sozialzentrum Prohlis der AWO erfahren, was es bedeutet, in einem Pflegeberuf zu arbeiten.

 

Bereits zum zweiten Mal habe ich an der Aktion „Perspektivwechsel“ der Liga der Freien Wohlfahrtsverbände teilgenommen. War ich im vergangenen Jahr in der Kita „Eschdorfer Knirpse“, so führte mich mein Weg dieses Mal nach Prohlis. [...]

Bereits seit 1991 engagieren sich Leiterin Rita Schawohl und ihre mittlerweile 38 Mitarbeiter für pflegebedürftige Menschen in Prohlis. Zunächst im Ambulatorium untergebracht, hat das Sozialzentrum seit 2004 seinen Sitz in der Herzberger Straße, direkt hinter dem Prohlis-Zentrum und ist dank dieser zentralen Lage für alle Prohliser gut zu erreichen.

 

Das Angebotsspektrum ist breitgefächert, das Sozialzentrum versteht sich und ist mehr als ein reiner Pflegedienst. Neben Pflegeleistungen und medizinischen Diensten hilft das Sozialzentrum unter anderem bei der Vermittlung von Ergotherapie, Physiotherapie und Tagespflege, berät zu Fragen der Pflegeversicherung und ist als mobiler sozialer Hilfsdienst unterwegs. Zudem kümmern sich zwei Sozialpädagoginnen um fast alle Anliegen der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen.

 

Zeit für mich, die Perspektive zu wechseln und einen Blick hinter die Kulissen zu wagen. Zunächst erläuterte mir die Leiterin Funktion und Arbeitsweise des Sozialzentrums. Anschließend stellte sie mir meine heutige Tätigkeit vor - einen Tag in der geronto-psychiatrischen Tagespflege. Das Wortungetüm gebietet erstmal Respekt, ist aber recht einfach zu umschreiben: In der Tagespflege werden ältere Menschen, die an Demenz erkrankt sind, tagsüber betreut. Die Gäste sind vor allem solche Menschen, die noch in ihren Wohnungen selbstbestimmt leben können, häufig von Angehörigen liebevoll gepflegt werden und die in der Tagespflege die Möglichkeit zu einem strukturierten Tagesablauf mit vielfältigen Aktivitäten und Anreizen haben.

 

Für einen Demenzkranken ist vor allem eine klare und sich wiederholende Struktur wichtig. Entsprechend ist der Tagesablauf aufgebaut. Nach dem gemeinsamen Frühstück ging es - wie jeden Dienstag - zu einem Ausflug, diesmal in den Großen Garten. Alternativ wird an den anderen Tagen beispielsweise gemeinsam gekocht oder gebastelt. Das Mittagessen ist ebenso eine feste Konstante wie die gemeinsame Presseschau. Die Mitarbeiter bemühen sich dabei um ein Höchstmaß an individueller Betreuung und Förderung.

 

Ich habe großen Respekt vor dem Engagement im Sozialzentrum und speziell in der dortigen Tagespflege bekommen. Es ist mir deutlich geworden, wie wichtig gerade die Arbeit mit demenzkranken älteren Menschen ist. Durch individuelle Betreuung und Therapie ist es möglich, dass diese Menschen möglichst lange selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben können. Die ambulante Pflege des Sozialzentrums unterstützt dabei zusätzlich. Gerade in einer älter werdenden Gesellschaft, in der erfreulicherweise auch die Lebenserwartung stetig steigt, wird sich zwangsläufig auch die Zahl der Demenzerkrankungen erhöhen. Es ist gut zu wissen, dass es nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Pflege Fachleute gibt, die auf diesem Gebiet spezialisiert sind.

 

Der „Perspektivwechsel“ hat auch 2011 seinen Zweck erfüllt. Ich konnte einen Tag in ein anderes Berufsfeld „reinschnuppern“ und habe viele neue Erkenntnisse, auch und gerade für meine politische Arbeit, mitnehmen können. Mein Dank gilt Rita Schawohl und ihrem Team für die herzliche Aufnahme und für ihr tagtägliches Engagement für die Menschen in und um Prohlis.