7. Wirtschaftsgespräch mit Kultusministerin Kurth

„Zwischen Theorie und Praxis – Bereitet die Schule auf die Arbeitswelt vor?“

Bildungspolitik ist – zu Recht – das am intensivsten diskutierte Thema auf Landesebene und eines der Hauptfelder der sächsischen Landespolitik. Das Wissen der Menschheit verdoppelt sich aller fünf Jahre und die Digitalisierung verändert die Anforderungen im Berufsleben und damit an Schüler, Studenten und Auszubildende.

 

Das 7. Wirtschaftsgespräch widmete sich deshalb der Frage: „Bereitet die Schule auf die Arbeitswelt vor?“ Gemeinsam mit meiner Landtagskollegin Aline Fiedler durfte ich diesmal als Gast die sächsische Staatsministerin für Kultus, Brunhild Kurth in der Glöckner Autowelt begrüßen.


Nach einem kurzen Impuls forderte die Ministerin gleich zu mehreren Punkten die Meinung und Erfahrung der Unternehmer ein:  Wie umfangreich und wie tiefgründig sollten MINT-Fächer, Sport, Musik und Kunst unterrichtet werden? Nach den Erfahrungen aus den politisch indoktrinierten Bildungsinhalten zu DDR-Zeiten wurden die Gesellschaftswissenschaften bisher den Naturwissenschaften hintenangestellt. Zukünftig soll wieder mehr politische Bildung in der Schule stattfinden. Sachsens Schüler haben aber bereits die meisten Stunden aller Bundesländer. Abiturienten haben beispielsweise am Ende ihrer Schulzeit 1000 Stunden mehr Unterricht erhalten. Daher müssen Stundentafeln und Lehrpläne entschlackt und an die digitale Welt angepasst werden. Hier stellt sich auch die Frage, Informatik ab Klasse 5 und wie viel? Oder schaffen wir es diese wichtigen Grundkenntnisse integrativ zu behandeln?

 

Angeregt diskutierten die Unternehmer mit der Sächsischen Kultusministerin darüber, was junge Menschen heute wirklich lernen sollten; wie wir den "Studierwahn" eingrenzen oder wie wichtig auch in Zukunft Schreibschrift und Rechtschreibung sind. Robotron Geschäftsführer, Ulf Heinemann, sprach die Schwierigkeiten beim Arbeitsplatzwechsel seiner Mitarbeiter mit Kindern an. Im Ergebnis der Diskussion waren sich alle einig: so wünschenswert ein einheitliches Bildungssystem sei, nicht um den Preis der hohen sächsischen Schulbildung. Auch zu den Grundlinien unserer sächsischen Bildungspolitik gab es einhellige Zustimmung: ein gegliedertes, leistungsorientiertes Schulsystem, Abitur nach acht Jahren und neben dem Bildungs- auch einen Erziehungsauftrag der Schulen, der Eltern aber nicht aus ihrer Verantwortung lässt.

 

Was Schule leisten muss und kann, dass hängt vor allem an gut ausgebildeten Lehrern. Zu den aktuellen Schwierigkeiten der Unterrichtsabdeckung beschönigte die Ministerin nichts. 2008-2010 sind zu wenig Lehrer in bestimmten Schularten und -fächern ausgebildet worden. Außerdem habe der Wechsel vom Staatsexamen auf das Bachelor-Master-System Studenten gekostet. Diese könne man sich nun nicht backen. Besonders erschwerend kommt hinzu, dass die jetzt neu eingestellten Lehrer fast alle nur Teilzeit arbeiten wollen. Dadurch benötigt Sachsen noch viel mehr Lehrer als ursprünglich berechnet.

 

Unternehmer lamentieren nicht, sondern lösen Probleme. So verlief auch die gestrige Diskussion erfrischend klar und lösungsorientiert. Ein sehr gelungener Austausch, aus dem nicht nur die Ministerin sehr konkrete Anregungen und Ideen für die weitere politische Arbeit mitnehmen konnte.